Endlich konnte mal wieder bis in die frühen Morgenstunden getanzt werden, ohne von geräuschempfindlichen Nachbarn gebremst zu werden. Vogelgezwitscher gemahnte an das Beenden des inzwischen schon traditionellen Frühjahrsfestes der GeFKA, welches die Jahreshauptversammlung abzuschließen pflegt. Am 25.04.1996 trafen wir uns nun schon zum dritten Mal, um die Geschicke des Vereins zu besprechen. Die Vorsitzenden mußten jedoch nicht neu gewählt werden, da sich herausstellte, daß laut Satzung der Vorstand für die Dauer von 2 Jahren gewählt wird. Somit sind Jörn Rebholz und ich weiterhin Vorsitzende, was Unmengen an Überlegungen und Überredungskünsten ersparte. Gleiches gilt für Anton Schütz, unseren Kassenwart, somit hat sich auf Vorstandsebene nichts verändert. Auch auf der Ebene der aktiven Mitglieder hat sich nicht viel verändert, aber trotz des chronischen Mangels an begeisterungsfähigen OrganisatorInnen konnte so manche Idee realisiert werden.
Im Rahmen der kulturanthropologischen Filmreihe wurden einige spannende Dokumentarfilme
gezeigt, über welche man sich nach deren Genuß mit anderen Interessierten, z.T.
sogar mit den Filmemachern selbst, austauschen konnte. All dies fand in der angenehmen
Atmosphäre des BCN-CafÂs statt. In diesem Zusammenhang möchten wir nicht nur den
Betreibern des BCN-CafÂs für Ihre - trotz einiger Unstimmigkeiten immer vorhandene -
Kooperation danken, sondern vor allem Marc Flachmeyer und Brigitte Nutz, die aus ihrem
Interesse für visuelle Anthropologie heraus viel Zeit und Mühe aufwendeten, um die
Filmreihe zu ermöglichen.
Eine weitere Veranstaltungsreihe waren die Vorträge zu kulturanthropologischen
Forschungsarbeiten. Hier wurden Magisterarbeiten von ihren Verfasserinnen nicht nur
inhaltlich vorgestellt, es wurden darüber hinaus Einblicke in die Entstehung eines solchen Werkes gegeben, wobei es vor allem um Fragen der Themenfindung, Methodenauswahl und das Auftauchen von Schwierigkeiten und deren Bewältigung ging. In diesem Zusammenhang möchten wir Frank Penner und Irmel Meier dafür danken, daß sie diese Vortragsreihe durch Sichtung der Magisterarbeiten, Ansprechen von möglichen Referentinnen und die gesamte Organisation erst ermöglicht haben.
Für die kalte Jahreszeit haben wir uns wieder einiges ausgedacht. Leider wird die Filmreihe vermutlich nicht weiter stattfinden, da sich niemand gefunden hat, der die Organisation weitermachen würde. Fühlt Euch alle angesprochen: Ist da draußen niemand, der Lust hat, sein eigenes kulturanthropologisches Kinoprogramm zusammenzustellen und mit Filmemachern unter dem Deckmantel der GeFKA persönlich Kontakt aufzunehmen? Der Wunsch, die Reihe fortzuführen, ist einhellig.
Weitergeführt wird der Themenabend, doch es sollen nicht mehr Magisterarbeiten, sondern KulturanthropologInnen im Beruf vorgestellt werden. Vielleicht kommt ja damit ein wenig Licht in die poststudiale Phase. An dieser Stelle möchten wir alle Ehemaligen auffordern, sich zu überlegen, ob die Darstellung ihres jeweiligen Tätigkeitsfeldes nicht doch geeignet wäre, und sich folgerichtig mit uns in Verbindung zu setzen.
Außerdem hat uns Alexander Alsan angesprochen, er studiert Kulturanthropologie, ist ambitionierter Fotograf und will gerne die Möglichkeiten des Vereins nutzen. So soll es sein! Geplant ist eine Fotoausstellung über St. Petersburg, die nicht nur das Auge stimuliert. Einzelheiten müssen noch besprochen werden, und wer seine Ideen mit einbringen oder einfach nur helfen will, kann sich bei mir melden. Zur Ausstellung wäre auch eine Veranstaltungsreihe möglich, da es innerhalb des Institutes einige Osteuropa-Interessierte gibt.
Eine weitere Idee ist, um die Weihnachtszeit in gemütlicher Runde wunderbare russische Zeichentrickfilme zu zeigen, so richtig winterstimmungsvoll.
Geplant ist darüber hinaus die Unterstützung der studentischen Zeitschrift Cargo, die damit auch offiziell von einer Ethnologiezeitschrift des deutschsprachigen Raumes zu einer Zeitschrift für Ethnologie und Kulturanthropologie avanciert. Wer Lust hat, seine kulturanthropologischen Gedanken einer breiten Öffentlichkeit zugänglich zu machen, kann sich an mich wenden.
Eine der ursprünglich in den Verein gesetzten Hoffnungen war die Herstellung eines besseren Zuganges zu Informationen durch Verwaltung derselben über den Verein. Den Beschwerden von StudentInnen, man würde von Institutsaktivitäten außerhalb des eigenen Studienweges so gut wie nichts mitbekommen, wollen wir entgegenwirken. Dies soll durch eine Ausstellungswand geschehen, wo nicht nur laufende Projekte dokumentiert werden sollen, sondern auch Konferenzen und Tagungen, von deren Existenz geschweige denn Ergebnissen kaum jemand erfährt.
So sieht's aus. Wir haben viel vor und wissen noch nicht so recht, wer das alles organisieren soll. Das vergangene Jahr läßt sich aus Sicht der Aktiven mit "Viel Lust, viel Frust" umschreiben. Es hat Spaß gemacht, Ideen zu entwickeln und diese in die Realität umzusetzen, und obwohl wir beim Organisieren viel Freude hatten, war es häufig ziemlich nervig, weil große Teile der Arbeit immer wieder an den selben Leuten hängengeblieben sind. Auch die Resonanz auf stattgefundene Events hätte ich mir größer gewünscht, sowohl von Seiten der Studierenden als auch der Ehemaligen. Der Verein bietet zahlreiche Möglichkeiten; jedoch nur in Abhängigkeit von den Menschen, die bereit sind, aktiv mitzuarbeiten. Eigeninitiative ist gefragt, Unterstützung gewährleistet. Wenn wir uns nicht rappeln ist die Zukunft des Vereines, trotz guter Ideen, wichtiger und spannender Aufgaben sowie enormer Möglichkeiten, mehr als ungewiß, genau wie diejenige des KAP, eines der ursprünglich wichtigsten Projekte im Rahmen der GeFKA.
Die Mitgliederversammlungen finden wie üblich jeden ersten Mittwoch im Monat, 18.00 Uhr, im Institut für Kulturanthropologie statt. Auch Passivmitglieder, die gerne aktiv werden möchten, und Interessierte sind herzlich willkommen.
Der Verein hat sich zum Ziel gesetzt, alle InteressentInnen aus kulturanthropologischen Fächern und Berufsfeldern zusammen zu bringen. Zentrale Aufgabe dabei ist, das Fach - seine Methoden, Inhalte und Ergebnisse - einer breiteren Öffentlichkeit zugänglich zu machen. Dazu gehört eine intensivere Zusammenarbeit zwischen den KulturanthrpologInnen im akademischen Bereich (Lehrende, Forschende, Studierende) und jenen in der Praxis außerhalb der Universitäten, woraus beide Seiten Vorteile ziehen können. Längerfristig soll es auch darum gehen, über den Verein Fördermittel für Untersuchungen, Veranstaltungen etc. zu organisieren.
Die Aufgabe des Vereins besteht darin, die verschiedensten Initiativen der Vereinsmitglieder zu koordinieren; Erfahrungen, die im Rahmen dieser Initiativen gemacht werden, zu sammeln und weiterzugeben; Öffentlichkeitsarbeit zu leisten und Kontakte zu Stellen und Bereichen zu knüpfen, die mögliche Berufsfelder von KulturanthropologInnen darstellen.
Einmal jährlich erscheint die Zeitschrift Anthropolitan mit themenzentrierten Aufsätzen und Essays aus der kulturanthropologischen Forschung und Praxis und wird an die Mitglieder versandt. Diese Publikation enthält zusätzlich aktuelle Informationen über Veranstaltungen, Gastvorträge, Praktikastellen etc. Darüber hinaus soll diese Zeitschrift auch ein Forum darstellen, in dem Erfahrungen aus dem kulturanthropologischen Alltag diskutiert werden können.
Anliegen des Symposiums ist es, die Relevanz und die Bedeutung von "Feldforschung" als eines Charakteristikums der kultur- und sozialanthropologisch orientierten Fächer für das zur Diskussion stehende Selbstverständnis dieser Fächer selbst, aber auch für ihren Beitrag zum Verständnis der durch Feldforschung untersuchten kulturellen Prozesse in den gegenwärtigen Gesellschaften zu diskutieren. Feldforschung ist nicht nur der traditionelle Zugang der Anthropologie zu ihrem Gegenstand - der nahen und der fernen kulturellen Praxis. Sie bezeichnet mehr noch die Erkenntnisweise einer Disziplin, die sich dieser Praxis in einer direkten "face-to-face"-Begegnung nähert und daraus die für ihr Verstehen des Fremden, aber auch des Eigenen notwendigen Einsichten gewinnt. Kann die Anthropologie damit alternative Ansichten unserer und anderer Gesellschaften liefern? Oder aber tragen ihre Einsichten nurmehr zu einer weiteren Verfestigung gesellchaftspolitisch wirksamer Grenzziehungen zwischen "uns" und "den anderen" bei?
Die Idee zu dem Thema des Symposiums entstand vor dem Hintergrund der schon verschiedentlich als "Krise" des Faches bezeichneten, laufenden Kontroverse über dessen zentrale Konzepte (insbesondere "Kultur") und wesentliche Forschungsinteressen (vor allem "das Fremde"). Als ein Symptom dieser Krise läßt sich die neue "Angst vor der Differenz" (Werner Schiffauer) ausmachen, die aus dem Vorwurf des "Othering" resultiert, d.h. aus der kritischen Einschätzung, daß die Anthropologie in ihrem Bemühen, das Fremde zu verstehen, dieses Fremde erst konstruiert und als solches kenntlich und verfügbar macht. Diese - in Deutschland vor allem im Zusammenhang einer "Ethnisierung" und "Kulturalisierung" diskutierte - Position hat jedoch für ein Fach, das sich im wesentlichen dem Studium kultureller Praxis außerhalb der akademischen Sphäre verschrieben hat, fundamentale Konsequenzen: Folgt daraus der Weg "from tribes to texts" beziehungsweise, wie etwa Glenn Bowman postuliert, daß der Weg nicht mehr ins Feld, sondern zurück an den Schreibtisch führt, zu einer selbstverordneten Beschränkung auf die kritische Analyse eigener - und fremder - Konstruktionen von Differenz und Fremdheit? Sollte als Antwort auf das Dilemma also die Metaebene einer "Anthropology of Anthropology" erfolgen? Oder läßt sich das Dilemma gerade durch die Besonderheit dieser Disziplin überwinden, "die eigenen Fremden ebenso wie die fremden Fremden im Kontext ihrer kulturell konstruierten Lebenswelten zu verstehen" (Ina-Maria Greverus)?
Die Veröffentlichung der Beiträge des Symposiums und eines Diskussionsberichts im Rahmen der Zeitschrift Anthropological Journal on European Cultures ist für 1998 vorgesehen.