|
Die hier vorgestellten Begleiteigenschaften wie Ernaehrung, Kleidung, Arbeits-/Wohnraeume und Netzreisezeiten beziehen sich auf die realweltliche Existenz, reichen aber in das Netz hinein. Im Rahmen meiner ethnologischen Netzbetrachtung waere es belanglos, nach dem Verhaeltnis von Beschreibungen, die im Netz ueber die realweltliche Seite wie z.B. die Beklei-dung abgegeben werden einerseits und andererseits dem real-weltlich Vorfindbarem zu fragen. Die folgenden Beschreibun-gen stammen aus dem Netz. -
... unter mir, zu beiden seiten meine beiden tower, meine fuesse ahlen sich in ausgelatschten espandrillos im kabelsalat unterm tisch. *Etwas belaechelt wurde folgender Satz eines Users, der sich damit als jemand geoutet hat, der ein unaufgeraeumtes Zimmer als Vorzeige-Symbol fuer Insiderstatus verwechselt hat mit einem unaufgeraeumten Zimmer, das sich bei Insidern aufgrund ihrer Taetigkeit quasi einfach so ergibt: "Tja,zu meiner Schande muss ich zugeben, dass ich vorige Woche (auf Monate-langes draengen meiner Mutter hin) mein Zimmer aufgeraeumt habe."... festgetrammpelte Dioden, die sich im Teppich verflochten haben, und auch beim staubsaugen schon nicht mehr rauskommen... *
... und staubgesaugt?? wuerd ich ja auch gern, der staubsauger steht neben mir - das problem ist nur, ich seh so wenig vom fussboden... kleider, schachteln, blaetter , kabel, schrauben, karten... abfall.. videokassetten..disketten.... ohje ohje... muss jedes mal nen treesearch laufen lassen [17], der mir einen moeglichen weg vom compi zur tuer berechnet :) *
... ich sage nur: EIN GENIE UEBERBLICKT DAS CHAOS. *
... Ich bin froh, dass ich den Monitor noch sehe und das Keyboard jedesmal wiederfinde. *
... Alles voller Kaffeeringe und gammeliger Brotbretter *WUERG* Ich werd' mal saubermachen... *
... ehhh ... den zustand dieser bude hier kann man wirklich nur noch als chaos bezeichnen :) ... versuchen wirs zur abwechslung mal graphisch:
+-------------------------+---------------+---+ | noch'n schrank |1| |#8#| |-------+---------------+ | 3 |###| | Bett\ | ################+---------------+###| | Matr | #######################*#########+-+| <- 2 | aze | #########+-+| | | # #######+-----+-----+--------+ +--+| +-------+ # #######| 4 | 5 | 6 | |7 || Tu|########## #######+-----+-----+--------+ +--+| ere\ ##################################| |###########################################9#| |+-------------------------------------------+| | maechtiger einbauschrank || |+-------------------------------------------+| +---------------------------------------------+ * - ich allgemeinen zeitschriften, coladosen\flaschen, zeitschriften,leere teller\call a pizza schachteln leere kippen schachteln, klamotten, telefon, tower gehaeuse, 2 stuehle, kabel, tabakbeutel, kabel, buecher, kabel, leere paper's etc etc etc (wie sonst ueberall halt auch :) )) ' ' - gerade noch freier raum (irgendwie musz ich ja zum comp bzw. ins bett kommen :) ) 1 - Big Tower (offen 'tuerlich, da man oefter mal was auswechseln musz) [wie die anderen comp's auch] 2 - StereoAnlage: (von unten nach oben) kompaktanlage (CD,TAPE,TUNER) + eingebauter gitarren preamp, vollverstaerker, CDTV (aua - nicht mit steinen werfen ;) ), S*NY CD player, tape deck, plattenspieler, radio 3 - schreibtisch (von links nach rechts - uff): monitor, monitor, ZyX, monitor, boxrechner, pseudo_server keyboard, keyboard, laptop, 24oo'er, notebook, keyboard, Mousepad,2x20cm cd-stapel, kiloweise disketten, kippenschachteln, etc. - was halt auf dem boden auch so rumliegt... 4 - Monitor Schachtel -> jetzt tisch, da 17" 'er sehr sehr grosz 5 - Tower Schachtel -> auch tisch | chaos, wie auch auf 6 - Glasplatte auf 2 boxen, tisch | dem boden 7 - 4x12" 'er gitarrenbox (subwoofer) mit nochmals ca. 40-50 CD's drauf 8 - box (sound), schreibtischlampe, # dazu noch: schrank: voll mit buecher, cd's, festplatten, disketten und was sonst noch so reinfaellt/fliegt einbauschrank: voll mit klamotten, und - ja - was sonst noch so reinfaellt/fliegt :)
An diesem Beispiel laesst sich gut verdeutlichen, dass die Insider-Insignien wie ungewoehnliche Arbeitszeiten oder Fast Food einerseits "natuerliche Beiprodukte" von Insidern sind, diese Insignien zum anderen aber auch zum Repraesen-tieren benutzt werden koennen. Besonders Neulinge scheinen sich mitunter darum zu bemuehen, zumindest durch entspre-chende Symbole als etwas zu scheinen, was sie (noch) nicht sind. Hierzu gehoeren neben gewissen aeusseren Merkmalen ebenfalls die oben erwaehnten Profilierungstricks auf Verbalebene (vgl. Wagner o. J.). Beim "Chaos in der Hacker-bude" wird die bewunderte oder angestrebte Konzentration auf die Computer deutlich wie auch bei der Fast- Food-Ernaehrung. So wie in anderen Bereichen, wo beispielsweise Sonntagsmaler oder Hausmusiker nicht ganz ernst genommen werden, zaehlt im Computerbereich nur die voellige Hingabe an das Metier.
... Casual, vaguely post-hippie; T- shirts, jeans, running shoes, Birkenstocks (or bare feet). Long hair, beards, and moustaches are common... Female hackers almost never wear visible makeup, and many use none at all. (Jargon2912 o. J.: Appendix B).Dies ist ein Kleidungsstil, der nicht speziell von Hackern, sondern von vielen Menschen bevorzugt wird, denen keine spe-ziellen Bekleidungen vorgeschrieben sind. Interessant ist ein anderer Abschnitt aus diesem Portrait, wo der Kleidungs- stil zur prinzipiellen Frage erklaert wird:
Hackers dress for comfort, function, and minimal maintenance hassles rather than for appearance (some, perhaps unfortunately, take this to extremes and neglect personal hygiene). They have a very low tolerance of suits and other `business' attire; in fact, it is not uncommon for hackers to quit a job rather than conform to a dress code. (Jargon2912 o. J.: Appendix B).Gleichmachendes, nicht auf Bequemlichkeit ausgelegtes Business-Outfit widerspricht einem Selbstbild, das sich auf Inhalte, nicht aber auf Formalien und Dekor stuetzt. Krawat-ten symbolisieren nicht nur Kommerz, sondern auch unnuetzen Schnickschnack, und sind in dieser Hinsicht so unpassend wie ueberfluessige bedienerfreundliche Software oder ausfuehr-liche Dokumentationen zu Programmen. So wendet man sich mit einem Kleidungsstil gegen einen anderen, wobei der Gegen-Stil nicht weniger Konformitaet aufweist als derjenige, ge-gen den dieser gerichtet ist.
No RealProgrammer works 9 to 5 (unless it's the ones at night)... Real Programmers arrive at work in time for lunch. (Condon o. J.)Nachts sind die Leitungen weniger belastet als zu normalen Geschaeftsstunden, es ist ruhiger und man kann ungestoerter und vielleicht auch kreativer arbeiten. "Programming (or making music) at night is dreamtime, a period exclusively mental, utterly absorbed, sustained and timeless, place-less, disembodied" (Brand 1987: 58). Neben den genannten taetigkeitsbezogenen Gruenden hat die Nachtarbeit etwas gegenueber dem "Normalen" abgrenzendes, was sich mit dem distinguierten Selbstbild vieler Zentrumsnet'er trifft. Computerfreaks sind etwas Besonderes, und dies soll sich nicht nur in der Computertaetigkeit, sondern auch im Habitus zeigen.Es ist eine typische Sommernacht, in der mal wieder niemand wegen der Hitze ins Bett findet. So auch nicht der schon leicht senile, angegraute SysOp(a) der Red_STar, der die ganze Nacht hinueber mit schweren Augen (zuviel Bier) und nervoesen Fingern (viel zuviel Kaffee) an der Console hockte, um einige gute Chats mitzukriegen und ausserdem noch die schon lange bestel-lten Files durch den Draht schickte, damit unsere Freunde in den USA auch mal etwas gute Software auf den Rechner bekommen. Die Nacht schleicht sich langsam aus dem Blickfeld, und die Uhr schiebt den grossen Zeiger gemaechlich in Richtung sieben. (Schorsch (Modem_max) 1992: 221).
[an error occurred while processing this directive]
[an error occurred while processing this directive]
[an error occurred while processing this directive]
Reichpietschufer 50, 10785 Berlin. Telefon: (030) 254 91 - 207; Fax: (030) 254 91 - 209; ; http://duplox.wz-berlin.de. |