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Technikgenese und Organisatorischer Wandel: Divergierende Innovationsmuster | |
Meinolf Dierkes, Jeanette Hofmann, Lutz Marz , 7/98
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1 Krise der Moderne, Technologie und Wandel | |
Wenn heute in den entwickelten Industriestaaten im wachsenden Maße
Zukunftsthemen diskutiert werden, so ist dies nur teilweise dem
näherrückenden und zweifellos sehr symbolträchtigen
Jahrtausendwechsel zuzuschreiben. Das zunehmende Interesse an der
Zukunftsproblematik verdankt sich nämlich weniger der Zahl 2000 und dem
kalendarischen Übergang in das 21. Jahrhundert, als vielmehr einer
umfassenden und tiefgreifenden Krise, in der sich die Gesellschaften der
Moderne befinden. Die Nachkriegsjahrzehnte, die auch schon als "Golden Age" (Marglin & Schor 1990; Glyn et al. 1990) oder die "dreißig glorreichen Jahre" (Fourastié 1979; Boyer, Chavance & Godard 1991, 15) bezeichnet wurden und sich durch eine außergewöhnliche Prosperität und Stabilität auszeichneten, konnten sehr leicht die Annahme nahelegen, dies sei ein ebenso natürlicher wie lange währender sozialer Ordnungszustand. Und die sich seit Ende der 60er Jahre häufenden Anzeichen, daß es mit dem goldenen Zeitalter zu Ende ging, ließen sich vor dem Hintergrund des >>American Way of Life<<, des >>deutschen Wirtschaftswunders<< oder des >>schwedischen Volksheimes<< als zeitweilige und immer wieder behebbare Störungen deuten. Der Zusammenbruch des Sozialismus Ende der 80er Jahre schien schließlich diese Deutung nicht nur zu bestätigen, sondern verführte manchen, wie etwa Francis Fukuyama, zu der Annahme, daß dieser Ordnungszustand nicht nur langanhaltend, sondern endgültig sei, und wir das "Ende der Geschichte" erreicht hätten (Fukuyama 1992; zu einer Kritik an dieser Auffassung siehe Derrida 1996, 96ff.). Vieles deutet nun jedoch darauf hin, daß die glorreichen Jahre unwiderruflich vorbei sind, und wir uns nicht mehr in einem goldenen Zeitalter, sondern in einer Periode der Krise befinden. In den Sozialwissenschaften wird diese Krise aus sehr verschiedenen Perspektiven beschrieben, so etwa als "große Krise" (Boyer, 1986, 226-234), als "Formkrise" (Altvater 1991), als "Paradigmenkrise" (Dierkes 1997, 47-48), als "Krise der Arbeitsgesellschaft" (Offe 1984, 7), als "Krise der organisierten Moderne" (Wagner 1995) oder als "Krise des Sozialstaates" (Dierkes & Zimmermann 1996). In diesen unterschiedlich fokussierten Krisenanalysen wird immer wieder zweierlei deutlich. Zum einen, daß es sich um eine langandauernde Fundamentalkrise handelt, deren weiterer Verlauf und Ausgang gegenwärtig noch nicht absehbar sind. Zum anderen, daß diese Krise nicht nur einzelne, sondern alle Organisationen der Gesellschaft betrifft, angefangen von den Unternehmen und Gewerkschaften über den Staat und die Parteien bis hin zu den Universitäten und Verbänden. Trifft dies zu, dann müssen sich die Organisationen auf eine längerfristige Krisenperiode einstellen, und zwar eine Periode, in der ihre Existenzberechtigung nachhaltig und von Grund auf in Frage gestellt wird (Baecker 1997). Dies wird sehr schnell klar, wenn man sich vor Augen führt, daß sich die angelaufene Fundamentalkrise für die Organisationen auf drei unterschiedlichen Ebenen geltend macht, die jedoch zunehmend enger ineinandergreifen. Erstens vollzieht sich die Krise im Umfeld der Organisationen. Sie erscheint zunächst als ein externes Phänomen und wird als eine mehr oder weniger gravierende Umfeldveränderung wahrgenommen, an die sich die Organisation anpassen muß, um ihre Existenz zu sichern (Dierkes 1994). Zweitens macht die Fundamentalkrise um die Organisationen keinen Bogen, sondern geht zunehmend auch mitten durch sie hindurch. Das heißt, sie greift - wenn auch in unterschiedlicher Breite und Tiefe - stets auch organisationsintern raum (Dierkes & Marz 1998). Drittens schließlich führt die gegenwärtige Krise auch zu einer Erosion und zumeist dann auch zu einer Auflösung der organisationsspezifischen Lernkonventionen, das heißt jener bislang gültigen und bewährten Vereinbarungen darüber, was und wie in der Organisation gelernt werden muß, um Krisen zu bewältigen (Dierkes & Marz 1998). Es ist deshalb nicht verwunderlich, daß heute vielen Menschen die Zukunft erheblich ungewisser erscheint, als dies noch vor einem Jahrzehnt der Fall war. Vieles von dem, was damals weithin als technische, sozialstaatliche oder politische Unmöglichkeit angesehen wurde, gehört heute zu unserem Alltag und nicht wenige Menschen bewegt die Frage, wie sich ihre Arbeits- und Lebenswelten in den kommenden Jahren weiter verändern werden. Und dabei ist es auch sicher nicht verwunderlich, daß in diesem thematisch breit gefächerten und inhaltlich tief gestaffelten Zukunftsdiskurs das Problem des technischen Wandels und seiner zu erwartenden Folgen immer wieder eine zentrale Rolle spielen. Eher schon erstaunlich ist es - zumindest aus sozialwissenschaftlicher Perspektive - daß sich in vielen Debatten eine klassische und vielfach bereits schon überwunden geglaubte Sichtverkürzung beobachten läßt, nämlich der - offene oder versteckte - Glauben daran, daß letztlich der technische Wandel den sozialen Wandel determiniere und dominiere. Dieser Glauben artikuliert sich auf vielfältige und zuweilen auch recht spektakuläre Art und Weise. Ein ebenso anschauliches wie krasses Beispiel dafür sind die Szenarien des amerikanischen Robotikexperten Hans Moravec, die er in seinem Buch >>Mind Children<< (1990) entwickelte. Moravec prognostizierte dort für das erste Drittel des 21. Jahrhunderts eine "genetische Wachablösung", in der sich die Evolution von ihren bisherigen biologischen Grundlagen abkoppelt, indem die Computer den menschlichen Geist aus seiner Protein-"Sülze" befreien, um ihm dann in ihrer Hardware ein ewiges Leben zu schenken. Sicher, derartige Szenarien erinnern weniger an wissenschaftlich fundierte und ernstzunehmende Prognosen, sondern eher an solche Kultfilmserien wie James Camerons >>Terminator<< oder Paul Verhoevens >>Robocop<< in denen Mensch/Maschine-Hybriden der >>Protein-Sülzen<<-Spezies das Fürchten lernen, dennoch ist die Resonanz, die solche Prophezeiungen zuweilen auch unter Experten finden doch ganz beachtlich. In Deutschland beispielsweise machte Moravec' Buch über mehrere Jahre in einem interdisziplinären Technikfolgen-Diskurs furore, in dem sich Natur-, Technik- und Sozialwissenschaftler mit den Entwicklungsperspektiven der >>Künstlichen Intelligenz<< beschäftigten (Marz 1993a; b). Der Technikdeterminismus beschränkt sich jedoch nicht nur auf solche extremen Szenarien, in denen er sehr klar und anschaulich Gestalt annimmt. Zumeist tritt er in viel subtileren Formen in Erscheinung, die oft unser Denken lenken, ohne daß wir uns dessen immer gewahr werden. Wenn beispielsweise die Entwicklung der Informations- und Kommunikationstechniken als "digitale Revolution" (Coy 1994) bezeichnet wird oder wenn in diesem Zusammenhang vom "digitalen Faust" (Bolter 1990) die Rede ist, so sind solche griffigen Kurzformeln zwar einerseits sehr prägnant und einprägsam, andererseits können sie leicht den Blick für das filigrane Zusammenspiel von technischem und organisationalem Wandel verstellen, weil dadurch der unterschwellige und oft auch unbeabsichtigte Eindruck entsteht, die Digitalisierung als solche wäre der Motor allen Wandels. Nun zeigen jedoch sowohl solche Entwicklungen wie die "Hypermedien" (Coy 1994), die "offenen Computernetze" (Helmers, Hoffmann & Hofmann 1996) oder der "Cyperspace" (Rheingold 1992) als auch die weitreichenden Visionen, die sich auf diese Entwicklungen beziehen, wie etwa die "Weltsimulation" (Grassmuck 1995), daß sich die Spezifik und die Richtung des Wandels, nicht mit diesen Digitalisierungsformeln erfassen lassen. Anschaulich wird dies beispielsweise bei solchen Projekten wie den >>virtuellen Organisationen<<. Die globalen Computernetze ermöglichen es Unternehmen bereits heute, eine Produktentwicklung, die über den ganzen Erdball verteilt ist, zeitlich, inhaltlich und kommunikativ lückenlos ineinander zu verzahnen. Diese Netze stellen nicht nur ein bloßes Datentransportsystem dar, sondern sie ermöglichen es darüber hinaus auch, virtuelle Räume zu kreieren, in denen Produkte und Dienstleistungen weltweit angeboten und verkauft werden oder in denen Menschen, die räumlich weit voneinander entfernt sind, in Echtzeit miteinander interagieren und kommunizieren können, wodurch sich ganz neue Formen inter- und intraorganisationeller Zusammenarbeit entwickeln lassen. Und die Nutzung derartiger Entwicklungspotentiale ist eben nicht nur ein Digitalisierungsproblem. Entsprechende Techniken, wie etwa breitbandige Datennetze oder schnelle Rechner, sind zwar eine notwendige, aber durchaus keine hinreichende Voraussetzung, um tatsächlich eine >>virtuelle Organisation<< ins Leben zu rufen und am Leben zu halten. Selbstredend bekommt man das Zusammenspiel von technischem und organisationalem Wandel auch nicht in den Blick, wenn man eine Sichtverkürzung durch eine andere ersetzt und statt eines Technikdeterminismus einen Sozialdeterminismus entwickelt, in dem die Dominanzen und die Ursache/Wirkungs-Beziehungen einfach umgekehrt werden. Letztlich laufen derartige Determinismen auf die allseits bekannte "Henne-oder-Ei"-Frage hinaus, deren Diskussion wenig ergiebig ist. Arbeiten zu großen technischen Systemen (La Porte 1991; Joerges 1993; Mayntz 1993) sowie zu Aktor-Netzwerk-Theorien (Akrich 1992; Callon 1991; Law 1992) machten nämlich zunehmend deutlich, daß all jene Konzeptionen, in denen das Technische und das Soziale primär oder gar ausschließlich als mehr oder weniger gegeneinander verselbständigte Handlungssphären begründet werden, der Spezifik des sich gegenwärtig vollziehenden Wandels nur unzureichend gerecht werden, und zu einer ganzen Reihe grundlegender Paradoxien und unbefriedigender Erklärungsmuster führen (Bijker & Law 1992, 290-306; Jasanoff 1995; Joerges 1994; Latour 1995). Eine Möglichkeit, technik- und/oder sozialdeterministische Sichtverkürzungen zu überwinden und die analytische Perspektive auf die sich gegenwärtig vollziehenden Wandlungsprozesse zu öffnen, bietet ein Theorieangebot, das im Rahmen der sozialwissenschaftlichen Technikgeneseforschung (Dierkes 1988; NRC 1988, 145; Dierkes & Hoffmann 1992; Dierkes 1993) entwickelt wurde. Die auf der Grundlage dieses Theorieangebots bislang durchgeführten Analysen betreffen nicht nur bestimmte Technikfelder, wie Motor-, Schreib- und Telefontechniken (Rogers 1990; Canzler, Knie & Bertold 1993; Buhr & Knie 1993; Canzler & Knie 1994; Canzler 1996), Bio- und Gentechnologie (Barben 1997), "Künstliche Intelligenz" (Dierkes 1994; Marz 1993a; b) oder Kommunikations- und Informationstechniken (Grote, Helmers, Hoffmann & Hofmann 1994; Canzler, Helmers & Hoffmann 1995; Dierkes 1995), und technikfeldübergreifende Problemstellungen, wie beispielsweise den Zusammenhang zwischen Technikleitbildern und Anwenderinteressen (Hofmann 1996; 1997) oder die Verbindung von Politik und Technikgenese (Dierkes, Canzler, Marz & Knie 1995), sondern auch Fragestellungen, die über den Rahmen der Technikgeneseforschung hinauswiesen, wie etwa die Rolle von Leitbildern bei technischen Innovationen (Hoffmann & Marz 1992) und ihre Bedeutung für der Entwicklung von Regionen (Krupp 1996) und Unternehmen (Dierkes & Marz 1994). Aufbauend auf den empirischen Befunden der Technikgeneseforschung ist ein Theorierahmen entstanden, der darauf zielt, organisationale und kulturelle Elemente der Technikentwicklung herauszuarbeiten (Dierkes 1997). Die Grundzüge dieses Theorierahmens sowie einige zentrale Konzepte werden im folgenden vorgestellt.
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2 Organisatorische und kulturelle Einflußfaktoren der Technikgenese: Ein konzeptioneller Ansatz | |
Die Technikgeneseforschung betrachtet die Entstehung neuer Technologien als
einen aktiven sozialen und politischen Prozeß. Aus der organisationalen
Perspektive aus betrachtet lassen sich mehrere Faktoren identifizieren, die
dabei eine prägende Rolle spielen. Drei davon werden nachfolgend
ausführlicher behandelt: Leitbilder, Organisationskultur und
Organisationslernen.
Die Rolle von Leitbildern in der Technikentwicklung
Wenn sich Menschen in Situationen großer Offenheit und Unsicherheit befinden, wie dies beim technischen Wandel der Fall ist, entwickeln sie die verschiedensten Formen der Zukunftsantizipation und - projektion, angefangen von Trendanalysen über Prognosen bis hin zu kühnen Visionen und Utopien. In diesen Zukunftsprojektionen sind Rationales und Nichtrationales zumeist unterschiedlich ausbalanciert; die einen sind mehr machbarkeits-, die anderen mehr wunschzentriert, die einen sind mehr realitäts-, die anderen mehr phantasiehaltig. Leitbilder stellen nun eine besondere Form der Zukunftsantizipation dar, weil sie derartige Dominanzen der einen oder anderen Projektionsrichtung aufheben. In ihnen bündeln sich die Intuitionen und das (Erfahrungs-)Wissen der Menschen darüber, was sie einerseits als machbar und andererseits als wünschbar ansehen (Dierkes 1988, 54; Dierkes 1990, 14ff.), und zwar so, daß das, was ihnen machbar erscheint, und das, was sie für wünschbar halten, untrennbar ineinander verschmilzt und in anschaulicher Gestalt auskristallisiert. Durch diese Synthese, diese spezifische Ausbalancierung und Veranschaulichung, in der das Wünschbare machbar und das Machbare wünschbar erscheint, können Leitbilder die Technikentwicklung entscheidend prägen, weil sie die Orientierung, Koordinierung und Motivierung der Akteure wesentlich erleichtern und befördern (Dierkes, Hoffmann & Marz 1992, 41ff.; Dierkes & Marz 1992b, 229ff.). Dadurch spielen Leitbilder immer eine Doppelrolle. Sie sind Resultat und Bezugspunkt voneinander unabhängigen aber konvergenten Handelns. Resultat sind sie insofern, als sie aus einem sozialen Feld bereits vorhandener Wunsch- und Machbarkeitsprojektionen erwachsen, die in eine ähnliche Richtung weisen und die in ihnen ineinander verschmelzen. Zum Bezugspunkt werden sie insofern, als die Menschen ihre individuellen und kollektiven Wunsch- und Machbarkeitsprojektionen an ihnen ausrichten, präzisieren und aufeinander feinabstimmen können, wodurch diese Projektionen personell und interpersonell stabilisiert und verstärkt werden. Leitbilder sind somit sowohl Ergebnis als auch Katalysator kollektiven Handelns.
Die Rolle von Organisationskultur in der Technikentwicklung
Der Einfluß von Leitbildern auf die Technikentwicklung wird durch die Kultur einer Organisation stark gefiltert. Organisationskultur läßt sich am besten definieren als variierende soziale und normative Muster, die die Mitglieder einer Organisation zusammenbinden, ihre gemeinsamen Werte, Ideen und Perspektiven widerspiegeln und häufig in Form von Symbolen Gestalt annehmen. Mythen, Riten, Erzählungen und Sprachwendungen sind Beispiele dafür. Kultur beeinflußt unter anderem, wie die Mitglieder einer Organisation ihre Umwelt wahrnehmen, wie sie ihre eigene Rolle darin definieren und schließlich, welches Verhalten wünschenswert und legitim erscheint. Organisationskultur ist insofern zugleich allumfassend und sehr spezifisch. Sie wurzelt in der speziellen Geschichte einer Organisation, in der sich die Wahrnehmungen, Entscheidungen und Verhaltensmuster ihrer Mitglieder herausgebildet haben (Dierkes 1988). Die Kultur einer Organisation kann sowohl eine besondere Stärke als auch eine Schwäche sein. Sie sorgt für Stabilität und Identität, auf die sich die Mitglieder einer Organisation beziehen können. Teil dieser Stabilität sind bestimmte, in der Vergangenheit einst erfolgreiche Verhaltensmuster, die in die Identität einer Organisation eingelassen sind. Zur Schwäche wird die Kultur dann, wenn die alten Erfolgsrezepte den aktuellen Herausforderungen nicht mehr angemessen sind.
Die Rolle von Organisationslernen in der Technikentwicklung
Neben der Organisationskultur spielt auch das Organisationslernen eine Schlüsselrolle in der Entwicklung neuer Technologien. Im Gegensatz zu individuellem oder gruppenbezogenem Lernen läßt sich organisationales Lernen als kollektive Aneignung oder Aktivierung neuer Wahrnehmungen oder strategischer Kompetenzen definieren, die als Antwort auf eine sich wandelnde Umwelt zustandekommen (Dierkes & Hähner 1994; Pawlowsky 1994). Lernen im hier verstanden Sinne ist also nicht mit dem konventionellen Lernen im Klassenzimmer zu verwechseln. Es handelt sich statt dessen um die Entwicklung flexibler Fähigkeiten einer gesamten Organisation, die sich als Reaktion auf oder Antizipation von größeren wirtschaftlichen oder gesellschaftlichen Veränderungen entfalten. Organisationslernen ist typischerweise anzutreffen in der Neuformulierung von Managementkonzepten oder Unternehmensstrategien. Verkörpert in neuen Wahrnehmungen, Leitbildern oder Zielsetzungen, fordert Organisationslernen häufig existierende Unternehmensstrukturen heraus und zieht tiefgreifende Veränderungen nach sich. Die Notwendigkeit zu lernen ist zu einem kritischen Erfolgsfaktor in der Unternehmensentwicklung geworden (Dierkes & Hähner 1994). Viele Organisationen haben nämlich ihre Kultur, Struktur und Führungsposition in einer relativ stabilen Umwelt entwickelt, die sich durch überschaubare Märkte und klar abgegrenzte Technikfelder auszeichneten. Die Veränderungen, die diese Märkte inzwischen erfaßt haben, verlangen oft, daß Organisationen ihre bisherigen Wahrnehmungen, Werthaltungen und Verhaltensweisen radikal in Frage stellen, um auf den neuen globalen Wettbewerb schnell reagieren zu können. Erforderlich sind hier Strategien, die neue Produktionsprozesse ebenso wie neue Produkte und Dienstleistungen ins Auge fassen. Organisationen, bei denen diese Selbst-Evaluierung zu langsam erfolgt, laufen Gefahr, vom Wettbewerb und der technischen Entwicklung abgehängt zu werden (Dierkes 1992). Die strukturellen Voraussetzungen und Fähigkeiten für die Entwicklung und Realisierung des innovativen Potentials variieren nicht nur von Unternehmen zu Unternehmen beträchtlich, sondern auch zwischen Industriesektoren, wie die nachfolgenden Fallbeispiele zeigen. Die beiden Fallstudien haben einen gemeinsamen Hintergrund. Zum einen beziehen sie sich auf einen bestimmten technischen Wandel, nämlich auf die sich seit Mitte der 60er Jahre herausbildenden neuen Informations- und Kommunikationstechniken und dabei speziell auf einen Basisprozeß dieses Wandels, und zwar die Computerisierung und Digitalisierung der Alltagswelten. Zum anderen wird in beiden Fällen sehr plastisch deutlich, daß einseitige technik- oder sozialdeterministische Sichtweisen den Blick auf zukünftige Entwicklungsfelder und -probleme verstellen beziehungsweise verzerren. Die drei skizzierten Faktoren - Leitbilder, Organisationskulturen und Organisationslernen - helfen, das filigrane Zusammenspiel zwischen technischen und organisatorischen Wandel zu verstehen.
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3 Das Fortbestehen der Automobilgesellschaft: Innovation ohne bedeutenden sozialen und technischen Wandel | |
Im Unterschied zu sehr organisations- beziehungsweise unternehmensspezifischen Leitbildern, besitzt das Automobil-Leitbild eine erheblich größere Verankerungsbreite und - tiefe. Es ist nicht nur in einer einzelnen Organisation, sondern weit darüber hinaus verwurzelt: in den Unternehmen der Autoindustrie, im Staat und in Automobilverbänden und auch in Bereichen, die außerhalb der Organisationssphäre liegen, wie im alltäglichen Nutzungsverhalten der Autofahrer und ihren individuellen und kollektiven Wunsch- und Machbarkeitsprojektionen (Canzler, 1996; Canzler & Marz 1997). Dieses Leitbild, mit dem die Dominanz des Automobils im gesamten Mobilitätsdenken festgeschrieben ist, strukturiert und steuert schon seit Jahrzehnten die Verkehrspolitik der Triade-Länder und dürfte damit hinsichtlich Reichweite, Stabilität und Wirkungsgeschichte eines der erfolgreichsten Leitbilder überhaupt sein (Dierkes, Canzler, Marz & Knie 1995). Lange Zeit war das Auto unangefochten Symbol und Indikator des persönlichen und gesamtgesellschaftlichen Wohlstandes. In den USA hieß es: "Wenn es General Motors gut geht, geht es Amerika gut", und in Deutschland wurde der "Käfer" zum Sinnbild des Wirtschaftswunders. Zwar mangelt es nicht an Fakten, Zwängen und Trends, die auf einen Umbau der Autogesellschaft verweisen (Canzler & Knie 1994), tatsächlich ist ein solcher Umbau jedoch zur Zeit nicht in Sicht. Ungeachtet aller Automobilprobleme hat das Auto kaum an Attraktivität verloren (Canzler 1996). Das Automobil-Leitbild ist gegenwärtig so mächtig, daß es das Lernen nahezu aller Organisationen, die mit dem im Automobilsektor involviert sind, durchgreifend prägt, und zwar in Form eines Erfahrungs-Lernens, das sich systematisch auf Vergangenheitserfahrungen stützt. Die sich zuspitzende Krise der Automobilität wird hier überwiegend so behandelt, als sei sie eine Variante bereits erlebter und erfolgreich bewältigter Krisen (zu den wenigen Ausnahmen, die von diesem Erfahrungs-Lernen abweichen; vergl. Knie 1994; 1998). Dabei ist hier das Erfahrungs-Lernen insbesondere darauf fixiert, einerseits auch künftig am bewährten harten technischen Kern des Autos - der "verbrennungsmotorischen Rennreiselimousine" (Canzler & Knie 1994) - festzuhalten, andererseits diesen jedoch technisch aufzurüsten. Dabei wird insbesondere vom Einsatz bisher autofremder neuer Technologien ein breiter Innovationsschub erwartet. Mit der Integration der Informationstechnik und der Sensorik sowie Optoelektronik in das Auto der Zukunft sind große Hoffnungen verbunden. Auch wenn bisweilen die tatsächlich zu erzielenden Effizienzgewinne durch informationstechnische Zusatzgeräte überschätzt werden, besteht kein Grund ihre potentiellen Problemlösungsfähigkeiten allzu gering zu veranschlagen. Der Telematik wird eine hohe Modernisierungskapazität für den Verkehrssektor unterstellt. Dies findet nicht zuletzt seinen Niederschlag in einer Fülle von Forschungsförderungsprogrammen, wie beispielsweise dem europäischen "PROMETHEUS"-Projekt. Das vernetzte und intelligente Auto ist das propagierte Zukunftsbild. Durch ein solches Auto werden in dreifacher Hinsicht Entlastungseffekte erwartet (Canzler 1996). Erstens sollen kollektive Verkehrsinformationssysteme (selektiver und hochaktueller Verkehrsfunk oder Anzeigen zur Parkplatzverfügbarkeit) und individuelle Verkehrsleitsysteme à la Autopilot oder Scout bei entsprechender Verbreitung zu einer besseren Ausnutzung der bestehenden Straßen- und Parkflächen führen und damit die Packungsdichte auf der vorhandenen Kraftfahrzeuginfrastruktur erhöhen. Statische Zielführungssysteme auf CD-ROM-Basis werden zunehmend durch satellitengestützte Global-Positioning-Systeme (GPS) ergänzt, die in ihrer Endausbaustufe annähernd in Echtzeit Veränderungen des Verkehrsgeschehens (Unfälle, Staus, Baustellen etc.) erfassen und ihre Berücksichtigung in der individuellen Zielführung ermöglichen. Zweitens sollen im Zuge einer weiteren informationstechnischen Vernetzung sogenannte "pre-trip-Informationssysteme" - online über den häuslichen PC - zu einer bewußteren persönlichen Verkehrsplanung und zu einer Entzerrung der heutigen Spitzenverkehre führen. Damit soll die oft beklagte unzureichende Informationslage vor Antritt einer Reise endlich radikal verbessert werden. Eine bisher im Individualverkehr unbekannte Planungssicherheit und somit rationalere Verkehrsmittelwahl scheint greifbar nahe. Und schließlich ist drittens geplant, die Nutzungszeiten und die Auslastung der Straßeninfrastruktur durch elektronisches "road-pricing" (bzw. congestion-pricing) zu steuern. Elektronische Mautgebühren und elektronische Zugangsbeschränkungen werden nicht selten als Einzug des Marktprinzips in der Nutzung der Straßeninfrastruktur betrachtet. Sicherheitsgewinne werden zudem erwartet, weil interaktive Systeme in den Fahrzeugen bei Bedarf auch für Not- oder Hilferufe benutzt werden können. Wenn man sich die Richtung dieser technischen Entwicklungen vor Augen führt, dann lassen sie sich vielleicht am besten als stagnierende Innovation beziehungsweise innovative Stagnation oder kurz als "Stagnovation" (Canzler & Marz 1996, 1997) bezeichnen. Bei diesem technischen Wandel handelt es sich weder um ein bloßes Konservieren oder Einfrieren jahrzehntealter Mobilitätsstrukturen, noch um deren durchgreifende Erneuerung oder gar Überwindung. Die technischen Entwicklungen sind innovativ, insofern ein breites Spektrum neuer Informations- und Kommunikationstechniken mobilisiert werden, um die vorhandenen aber eng bemessenen Spielräume der Automobilität bis zum äußersten auszureizen. Ein Hineinwachsen der globalen Datennetze in die Rennreiselimousine schafft nicht nur virtuelle, sondern auch reale Freiräume. Diese technischen Entwicklungen sind jedoch insofern stagnierend, als diese Innovationen kaum oder gar nicht auf eine schrittweise Auflösung, sondern primär auf ein effizienteres Management des automobilen Desasters ausgerichtet sind. Eine computertechnische Verflüssigung des Staus verzögert den Verkehrsinfarkt, beseitigt jedoch nicht dessen Ursachen. Die automobile Stagnovation verschiebt und verschärft den Modernisierungsdruck. Die Bedeutung beider Effekte ist nicht gering zu veranschlagen. Durch das Verschieben der Automobilitätsprobleme wird mittelfristig Zeit gewonnen. Die Frage ist, wozu sie genutzt wird: zur langfristigen Lösung der Probleme oder zu ihrer kurzfristigen Verdrängung. Die automobile Stagnovation verschärft den Modernisierungsdruck insofern, als sie die Innovationspotentiale schwerpunktmäßig auf die restlose Ausschöpfung bestehender Spielräume und nicht gleichermaßen auf die Erschließung neuer konzentriert. Je länger dieser Trend anhält, desto schwieriger wird es, alternative Wege der Mobilitätspolitik zu finden und zu beschreiten, ohne dabei zu Fall zu kommen. Und die vielleicht größte Gefahr der Stagnovation besteht darin, daß sie den Zusammenhang von Problemverschiebung und -verschärfung verschleiert und einer ebenso hemdsärmligen wie naiven "Kommt Zeit, kommt Rat"-Philosophie Vorschub leistet. Ausgehend von diesem Charakteristikum des "Automobilpaktes" wäre zu fragen, ob es sich bei dem Stagnovationsphänomen nur um eine Eigentümlichkeit dieses Paktes handelt oder ob dieses Phänomen auch bei anderen Praktiken der Krisenbewältigung zu beobachten ist. Und wenn dem so ist, wäre dann zu prüfen, ob und inwieweit die Stagnovation möglicherweise eine Modernisierungsfalle darstellt. Diese Fragen können hier selbstredend nur aufgeworfen und exemplarisch plausibel gemacht, nicht jedoch ausargumentiert oder gar beantwortet werden. Sich näher mit ihnen zu beschäftigen, scheint uns nicht zuletzt deshalb notwendig, weil Stagnovationsphänome einen geradezu idealen Nährboden für sozial-psychologische Stimmungslagen darstellen, die eine produktive Bewältigung der angelaufenen Krise der Moderne erschweren. Der Begriff euphorisch-depressiv ist vielleicht der treffendste Ausdruck für diese Stimmungslage. Zum einen leistet nämlich die Stagnovation euphorischen Gefühlen Vorschub. Je erfolgreicher das innovationsgestützte Aufschieben grundlegender Modernisierungsprobleme ist, desto mehr wächst die Gefahr, daß die partiellen Problemverschiebungen für die generellen Problemlösungen gehalten werden. Das Auszementieren traditioneller Strukturen durch inkrementale Innovationen erscheint als Königsweg der Krisenbewältigung. Die Akteure der Stagnovation können dadurch den Eindruck gewinnen, über den Berg zu sein oder wenigstens alles im Griff zu haben und so leicht in Hochstimmung geraten. Zum anderen leistet die Stagnovation aber auch depressiven Gefühlen Vorschub. Trotz vieler gegenteiliger Versicherungen erzeugt der Hochbetrieb auf den Verschiebebahnhöfen der Modernisierung bei den Menschen ein dumpfes Unbehagen: Gewiß, überall ist Bewegung, aber wo geht es vorwärts? Einerseits wird es den Beteiligten auf die Dauer immer schwerer fallen, sich darüber hinwegzutäuschen, daß Fortschreibungen letztlich keine Fortschritte sind. Der Rangierbetrieb wird schrittweise seine visionäre und schließlich auch seine sinnstiftende Ausstrahlungskraft verlieren. Andererseits verbaut die Konzentration auf die Modernisierung und Verlängerung der Abstellgleise die Einsichten in mögliche, wenn auch mühsame Auswege und Ausstiege. Der Rangierbetrieb wird immer unausweichlicher erscheinen. Aus beidem, der Ahnung der Sinnlosigkeit und dem Eindruck der Unausweichlichkeit des Stagnovationsbetriebes, erwachsen latente Depressionen. Betrachtet man das Stagnovationsphänomen aus einer Perspektive, die über die ersten zwei Dekaden des 21. Jahrhunderts hinausreicht, dann sprechen zumindest zwei Gründe dafür, daß sich diese Form der Bewältigung der Krise letztlich als eine fatale Modernisierungsfalle erweisen könnte. Der eine Grund besteht darin, daß Stagnovation Innovationspotentiale entwertet und lahmlegt. Sie entwertet Innovationspotentiale, insofern sie sie von grundsätzlichen Problemlösungen abzieht und auf mittelfristige Problemverschiebungen konzentriert, und zwar so, daß kurzfristig die Probleme verdrängt und langfristig verschärft werden. Sie legt Innovationspotentiale lahm, insofern sie euphorisch-depressive Stimmungslagen nährt, die überall dort, wo sie institutionell Raum greifen und/oder mental Wurzeln schlagen, innovatives Denken und Handeln bereits im Keim ersticken. Der andere Grund besteht darin, daß Stagnovation das Auffinden und Beschreiten alternativer Entwicklungspfade erschwert. Sie erschwert das Auffinden alternativer Entwicklungspfade, weil sich die inkrementalen Innovationen selbst als die Alternative darstellen und die Suche nach anderen Wegen als überflüssiger Luxus erscheint. Sie erschwert das Beschreiten alternativer Entwicklungspfade, weil die Ausbetonierung traditioneller Strukturen die Denk- und Sachzwänge erhöht, weiter in ihnen zu verharren. Vor dem Hintergrund des Stagnovationsphänomens stellt sich natürlich die Frage, ob es auch andere, alternative Entwicklungspfade gibt, auf denen die neuen Kommunikations- und Informationstechniken nicht primär zur Konservierung und inkrementalen Modernisierung tradierter sozialer Allianzen, sondern zu sozialen Innovationen genutzt werden. Daß es solche Entwicklungspfade gibt, wird sehr plastisch deutlich, wenn man sich einem Feld zuwendet, wo sich gegenwärtig technische und soziale Innovationen sehr eng durchdringen und befördern, und zwar in der Telekommunikationstechnik, insbesondere dem Internet.
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4 Innovation durch Kooperation unter Konkurrenten: Das Beispiel Internet | |
Das Internet, unser zweites Beispiel für die Interaktion zwischen technologischem und organisatorischem Wandel, veranschaulicht, daß technische Innovationen ganz ungeplant Voraussetzungen für neue Produktions- und Organisationsformen schaffen, die dann wiederum erkennbaren Einfluß auf die weitere Entwicklung der Technik selbst nehmen. Es hängt mit der Entstehungsgeschichte des Internet zusammen, daß seine spezielle Übertragungstechnik zu einem internationalen Entwicklungsprojekt geworden ist, an dem sich nahezu alle großen Hersteller der Informations- und Kommunikationsindustrie beteiligen. Unternehmen, die um Marktanteile konkurrieren, wenn es um den Verkauf ihrer Produkte geht, kooperieren intensiv und erfolgreich, soweit es um technische Innovationen im Internet geht. Wie ist das möglich, worin bestehen die Bedingungen dieser produktiven Zusammenarbeit?
Bekanntlicherweise ist das Internet ursprünglich ein Produkt staatlich finanzierter Forschungsförderung. Die Entwicklung der grundlegenden Übertragungsprinzipien, die das Internet von der Telefonwelt unterscheiden (darunter das Paketvermittlungsprinzip und die dezentrale Netzarchitektur), wurden zunächst durch das amerikanische Verteidigungsministerium, später mehr und mehr auch durch die National Science Foundation finanziert (Cerf 1993). Daraus erklärt sich, daß das Internet noch bis in die 90er Jahre hinein im doppelten Sinne ein Forschungsnetz war. Mehrheitlich an den Universitäten beheimatete Wissenschaftler entwickelten die Technologie und bildeten zugleich die wesentliche Nutzergruppe. Von wenigen Ausnahmen wie etwa dem Unternehmen Bolt, Beranek und Newman (BBN), die sich frühzeitig an der Entwicklung des Internet beteiligten, abgesehen, waren es die Rechenzentren amerikanischer Universitäten, die miteinander zum ARPANET, dem Vorläufer des Internet, verbunden wurden (Comer 1991, Huitema 1995). Die Bedeutung des akademischen Hintergrunds für die heutige Organisationsweise internetbezogener Technikentwicklung liegt vor allem im wissenschaftlichen Innovationstypus. Anders als in der Wirtschaft, gehört es zu den unumstößlichen Regeln in der akademischen Community, daß Forschungsergebnisse veröffentlicht und zur Diskussion gestellt werden. Neues setzt sich durch, weil es anderen zugänglich gemacht und mit diesen geteilt wird. Die Übertragungstechniken, die heute das Internet begründen, entstanden denn auch als kollaboratives Projekt einer ursprünglich sehr kleinen Gruppe von zum Teil noch studierenden Physikern und Ingenieuren. Arbeitsteilig entwickelten, testeten und implementierten sie neue Ideen, die den Datenaustausch zwischen den Rechnern komfortabler machen sollten (Hafner & Lyon 1996; Salus 1995; RFC 1000). Von der offenen Diskussionskultur zeugen nicht zuletzt die archivierten Publikationsreihen, die zum gegenseitigen Informationsaustausch dienen: die "Internet Drafts" und "Requests for Comments" (RFC). Alle Übertragungs- und Anwendungsstandards des Internet werden als RFCs, "the archive of the net's wisdom", (Huitema 1995, 19) veröffentlicht. Mit der Entstehung der typischen Internetdienste wie Filetransfer, Email und Mailinglisten entwickelte sich das Internet vom Forschungsobjekt auch zur Forschungsressource: "... there is a tremendous potential in using the Internet to `re-invent' the net. The Internet model is being applied to the Internet itself to explore new ways to expand the net", so hat es einer der beteiligten Ingenieure ausgedrückt (Doran, 17.4.1996 auf der IPv6 haters list). Die verteilte Kommunikation durch Mailinglisten, die es erlaubt, Mitteilungen an eine beliebig große Anzahl von Empfängern zu versenden, bildet heute das wichtigste Diskussions- und Kooperationsinstrument in der Internetentwicklung. Diese findet öffentlich und ganz überwiegend dezentral über das Internet statt (Croker 1993; RFC 2026). Weltweite, für jedermann zugängliche elektronische Archive stellen sicher, daß alle Diskussionsbeiträge und technischen Spezifikationen auch im Nachhinein nachgelesen werden können.
Mit dem Wachstum des Internet über die Forschungswelt hinaus begann eine allmähliche Formalisierung der Entwicklungsarbeit. 1986 wurde die Internet Engineering Task Force (IETF) gegründet, eine offene Institution ohne Rechtsstatus, mit deren Hilfe die Weiterentwicklung des Internet auf eine neue organisatorische Grundlage gestellt werden sollte. (Lehr 1995) Der allmähliche Rückzug des Staates aus der Finanzierung der Internetentwicklung wurde von einem stärker werdenden Engagement der Wirtschaft mehr als kompensiert. Dies machte sich unter den Entwicklern des Internet zunächst dadurch bemerkbar, daß nach und nach immer mehr Internetaktivisten von der Universität in Unternehmen wechselten. Zugleich begann die IETF erheblich zu wachsen - ein Prozeß, der bis heute andauert. Wirft man heute einen Blick auf die Emailadressen der aktiv partizipierenden Internetingenieure, so wird man feststellen, daß nur noch sehr wenige den Absender einer Universität tragen. Die Universitäten Harvard, MIT, Stanford, University of Southern California und University of California Los Angeles (UC LA), einst Zentren der Internetentwicklung, haben ihre Bedeutung weitgehend verloren und an die Computer- und Netztechnikhersteller, die großen Anwender und Provider, die heute den Zugang zum Internet organisieren, abgegeben. Besucht man heute die dreimal jährlich stattfindenden Treffen der IETF, so stößt man zwar immer noch auf viele "Veteranen" und "Heroes" in T-Shirts und Sandalen, die seit den späten 60er Jahren an der Entwicklung des Internet mitwirken, aber auf ihren Namensschildern finden sich inzwischen Firmen, die weit jünger sind als das Netzwerk selbst. Firmennamen wie "FTP Software", "Cybercash", "RWhois", "Openroute" oder "Netweek" spielen auf technische Funktionen und Dienste des Internet an, die, wie etwa das WorldWideWeb, zum Teil erst wenige Jahre existieren. Das Wachstum des Internet macht sich nicht nur in der expandierenden Nutzerzahl bemerkbar. Es findet auch Ausdruck in der Entstehung neuer Märkte und damit verbunden, einer Vielzahl von Unternehmensneugründungen. Man denke etwa an Netscape, den weltweit bekannten Hersteller von Browsern, jenem Navigationsinstrument, mit dem man sich durch die graphische Welt des WorldWideWeb bewegt. Oder man denke an UUNET, der inzwischen weltweit größte Provider, der sich gerade anschickt, auch Europa zu erobern. Parallel dazu sind in bereits etablierten Unternehmen neue Geschäftsbereiche entstanden. Dies gilt beispielsweise für die Telekommunikationsindustrie, die inzwischen auch Netzwerkspezialisten zu den Arbeitstreffen der IETF sendet. Das wachsende Interesse der Wirtschaft am Internet hat die Treffen der IETF zu einer Großveranstaltung werden lassen. Bewegten sich die Teilnehmerzahlen Mitte der 80er Jahre noch im zweistelligen Bereich (RFC 1718), schicken heute einzelne Unternehmen wie Cisco, BBN oder Sun Microsystems etwa so viele Mitarbeiter. Treffen der IETF mit mehr als 2000 Teilnehmer sind inzwischen zum Regelfall geworden. Kein Unternehmen, das im Internetbereich aktiv ist oder es werden will, kommt um das internationale Entwicklertreffen herum. Die aktiven Mitglieder der Internetgemeinde sind auch im Arbeitsalltag wesentlich damit beschäftigt, gewissermaßen "ehrenamtlich" an der Entwicklung neuer standardisierungsfähiger Internettechniken mitzuwirken. Um Standards im amtlichen Sinne handelt es sich dabei allerdings nicht. In der Sprache des Internets ist deshalb von "Protokollen" die Rede. Ihre Verwendung steht jedem offen, sie ist kostenlos und freiwillig. Einer der beteiligen Ingenieure drückte dies einmal folgendermaßen aus: "Voluntary standards have weight in the market place because vendors and users decide to implement and buy products using those standards and choose to attend meetings of those organizations to create those standards. They are fundamentally `bottom-up' organizations." (John Day, 2.3.1996, auf der "Ipv6 haters" mailing list). Das Schreiben von Standardentwürfen, den sogenannten "Internet Drafts", das Lesen von Mailinglisten und das Diskutieren aktueller Probleme absorbiert bei vielen Internetaktivisten einen großen Teil der verfügbaren Arbeitszeit. Umgekehrt sind die Ingenieure, die aktiv an der Weiterentwicklung des Internet mitarbeiten, zu begehrten Spezialisten geworden, die sich ihre Arbeitgeber aussuchen können. Der Wandel der IETF von einer akademischen Forschungsgemeinde zu einer internationalen, weitgehend von Unternehmen getragenen Plattform für die Weiterentwicklung des Internet ist allmählich von statten gegangen. Heute ist dieses Gremium die wichtigste technische wie ökonomische Institution zur Entwicklung neuer Netztechnik. Die weltweite Expansion des Internet zeugt von der Konkurrenzfähigkeit der IETF gegenüber den etablierten und mit politischer Unterstützung versehenen Standardisierungseinrichtungen wie etwa die International Standards Organization (ISO) (Genschel 1995). Und doch fragt man sich, wie es möglich ist, daß um Marktanteile konkurrierende Unternehmen so produktiv zusammenarbeiten können. Die Gründe hierfür liegen, so meinen wir, in der Organisationskultur der IETF, die sich im Wechselspiel mit der technischen Entwicklung des Internet herausgebildet hat. Daraus entstanden ist ein Kooperationsmodell, das sich durch besondere prozedurale, kulturelle und technische Eigenschaften auszeichnet (Helmers 1994). Auf einen wichtigen prozeduralen Aspekt wurde bereits hingewiesen: Die akademischen "Spielregeln", die in der frühen Entwicklungsphase des Internet für eine offene Kooperation gesorgt haben, prägen auch heute noch die Zusammenarbeit. Anders als beispielsweise die ISO, ist die IETF offen geblieben für alle, die an einer Mitarbeit interessiert sind. Weder gibt es Mitgliedschafts-, noch formale Repräsentationsregeln. Alle Interessierten sind willkommen, sofern sie die notwendige technische Expertise mitbringen (Helmers, Hoffmann & Hofmann 1997; RFC 2026). Und jeder spricht nur für sich selbst, kann also für seine Position nur ein technisches Argument, nicht aber etwaige wirtschaftliche oder politische Macht in die Waagschale legen (Hofmann 1998). Dieser Aspekt berührt die kulturelle Dimension, die die kooperative Zusammenarbeit der Unternehmen möglich macht: Ansehen und Ehre genießen in der IETF diejenigen, die nicht nur hohe technische Kompetenz besitzen, sondern denen es darüber hinaus für alle Beteiligten erkennbar gelingt, zwischen den unmittelbaren Interessen ihrer Arbeitgeber und den Belangen des Internet als Kollektivgut zu unterscheiden. Das Ziel, das alle in der IETF eint, besteht zum einen darin, das Überleben des Internet durch seinen kontinuierlichen technischen Wandel sicherzustellen, und zum anderen, dabei "technical excellence" unter Beweis zu stellen: "One has to get consensus through the excellence of the technical work. The search for consensus leads to technical elegance" (Huitema 1995, 24). Zu den wichtigen Elementen der kollektiven Identität der Internetingenieure gehört, daß man sich als weltweite Elite unter den Netzwerktechnikern versteht. Soziale Zugehörigkeit zu dieser Elite definiert sich unter anderem über die Fähigkeit, der Verfolgung kurzfristiger und einzelbetrieblicher Interessen zu widerstehen und statt dessen dem Internet als Gesamtinteresse zu "dienen". Die vorhandene technische Kompetenz stellt sicher, daß Abweichungen von diesem Ehrenkodex relativ schnell auffallen und mit entsprechendem Entzug von Anerkennung geahndet werden. Die Entwicklung von interoperablen Standards, die eine globale Ausdehnung des Netzes erst möglich machen, wird als Grundlage dafür verstanden, daß Gewinne mit neuen Diensten oder Techniken erwirtschaftet werden können. Es ist dieser kulturell verankerte Sinn für das Gemeinwohl als unabdingbare Ressource für Profit, der nicht nur Kooperation ermöglicht, sondern auch den Umgang mit Dissens und Konflikten bestimmt. Ostentative Abneigung besteht in der IETF gegen alle Formen der Politisierung ("politicking"). Das Kontrastbeispiel, das allen dabei vor Augen steht, ist das Standardisierungsgremium ISO, dessen Produkte die Handschrift strategischer Aushandlungen, eines zu Lasten der Qualität gehenden "horse trading", tragen: Viele der hier entwickelten Standards erreichen niemals die Marktreife und haben sich trotz der geballten politischen Unterstützung der Mitgliederstaaten nicht gegen die offenen Internetstandards durchsetzen können. Deshalb wird in der IETF großen Wert darauf gelegt, Auseinandersetzungen innerhalb des technischen Terrains auszutragen: "In the Internet, (...) the community attempts to perpetuate the rich tradition and image of `research and technology first'" (Piscitello & Chapin 1993, 27). Liegen in der IETF etwa konkurrierende Entwürfe zur Lösung eines Problems vor, können beide Lösungswege von zwei Arbeitsgruppen bis zur Implementationsreife entwickelt werden. Die Produkte der in Kooperation entstandenen Arbeit sind offen für Einwände, Kritik und Gegenvorschläge von jedem, der sich dazu berufen fühlt, vorausgesetzt, er hat sich mit den vorangegangen Diskussionen vertraut gemacht. Bedingung für die Verabschiedung eines neuen Standards ist der Nachweis von "running code", d.h. mindestens zwei von einander unabhängigen Implementationen, die belegen, daß die vorliegende technische Spezifikation erstens funktionstüchtig ist und zweitens mit der Netzumgebung interoperiert (Alvestrand 1997; RFC 2026). Welche Lösung sich schließlich durchsetzt, diese Entscheidung wird dem Markt überlassen. Und dies bringt uns zum dritten und letzten Element, das das Kooperationsmodell Internet kennzeichnet: Es besteht in der Selbstbeschränkung. Die IETF sieht ihre wesentliche Aufgabe darin, technische Vorgaben zu entwickeln, die sicherstellen, daß die von Unternehmen entwickelten Produkte miteinander kompatibel sind. Ob die beschlossenen Standards tatsächlich aufgegriffen werden und sich durchsetzen, liegt außerhalb ihres Kompetenz- und Steuerungsbereichs. Große Zurückhaltung besteht deshalb gegenüber Fragen und Problemstellungen, die über die Sicherstellung von technischer Kompatibilität und Interoperabilität hinaus in den Kompetenzbereich betrieblicher Produktentwicklung hinein reichen. "The market decides" gehört zu den Standardformeln, die solchem Ansinnen entgegengehalten werden. Selbst bei großen Projekten, wie etwa die Entwicklung des neuen "Internetprotokolls", gewissermaßen der Muttersprache des Internet, die über mehrere Jahre beträchtliche personelle Ressourcen der IETF binden, gibt es keinerlei Erfolgs- bzw. Anwendungsgarantie. Hersteller, Provider und Diensteanbieter sind es, die über das Schicksal des Internetprotokolls entscheiden werden. Die Beschränkung der IETF auf das, was als gemeinsames, unternehmens- und nutzerübergreifendes Interesse am Internet unterstellt werden kann, nämlich die technischen Bedingungen für seinen Fortbestand, kann als wesentlicher Grund dafür angesehen werden, daß Unternehmen dieses Kooperationsmodell in wachsendem Maße personell und sachlich unterstützen. Der Gewinn dieser Zusammenarbeit ist einer, der sich für die beteiligten Unternehmen indirekt rechnet. Zusammenfassend läßt sich die These formulieren, daß sich unter dem Leitbild des freien Flusses der Daten und der universalen Konnektivität ein neues Modell internationaler Technik- und Standardentwicklung herausbildet (Kowack 1997; Reidenberg 1997). Dieses Modell unterscheidet sich von seinen Vorläufern in zweifacher Hinsicht. Die Nationalstaaten spielen keine Rolle mehr als Koordinations- und Vermittlungsinstanz. Es sind Unternehmen, die diesen Prozeß tragen - Unternehmen, die auf keine etablierten Modelle internationaler Kooperationsbeziehungen zurückgreifen konnten, sondern allmählich die Rolle übernahmen und transformierten, die zuvor die amerikanische Forschungsförderung inne gehabt hatte. An die Stelle zentralistischer Organisationsmodelle tritt nun eine dezentrale Form der Koordination, die sich durch verbindliche Zielsetzungen, Qualitätskriterien und Aufgabenbeschränkungen definiert (Willke 1997). Die Rationalität des Marktes scheint politische Kalküle als Leitidee abzulösen. Ob sich dieses Koordinationsmodell langfristig etablieren kann und welchen Einfluß dieses auf das Design und die Qualität der Technik nehmen wird, läßt sich freilich heute nicht sagen. Einerseits scheint es sich um ein Indiz für die Globalisierung zu handeln, die auch in anderen Bereichen internationaler Zusammenarbeit ihre Spuren hinterläßt. In diesem Sinne ließe sich die Entwicklung des Internet als Beleg dafür betrachten, daß nicht-staatliche, informellere und offene Koordinationsformen durchaus erfolgreich sein können. Andererseits ist das letzte Wort über die Kontrolle des Datennetzes noch nicht gesprochen, wie die jüngsten Initiativen der EU Kommission für eine "International Communications Charter" zeigen (vergl. CommunicationsWeek 1998). Unabhängig von der Zukunft dieses Modells läßt sich aber schon heute zeigen, daß die Organisationsform der Technikentwicklung einen deutlichen Niederschlag in den Produkten findet. Die Netzwerktechnik unterscheidet sich substantiell von jenen, die bis zur Durchsetzung des Internet vorherrschend waren. Schufen die zentralistisch strukturieren Telefongesellschaften zentralistische und proprietäre Technikkonfigurationen, die einen einzigen Anbieter, eben die nationale Telefongesellschaft, und eine einzige Anwendungsform, das Telefonieren, vorsahen, reflektiert die Technik des Internet eine dezentrale Organisationsform, die multiple Nutzungsweisen unterstützt. Um so heterogener die beteiligten Branchen, desto anwendungsoffener und flexibler erweist sich anscheinend die daraus resultierende Technik. Anders als etwa bei der Durchsetzung des Personal Computers und seiner Betriebssysteme, ist es nicht die Marktmacht eines Unternehmens, die eine beliebige technische Lösung zum de facto Standard werden läßt, sondern die gesammelte Kompetenz aller Hersteller. Das Risiko von Innovationsblockaden und "Stagnovation", wie sie aus anderen Branchen bekannt sind, kann auf diese Weise vielleicht vermindert werden. Derzeit rüstet sich das Internet für die sogenannten Echtzeitanwendungen wie Telekonferenzen und andere Formen der Videoübertragung. Zielkriterien der Entwicklungsarbeit sind Nutzungs- wie auch Organisationsoffenheit. Während die Deutsche Telekom derzeit vor Gericht zieht, um ihre Konkurrenz darauf zu verpflichten, neben ihren Telefonleitungen auch die telekomeigene Vermittlungstechnik zu verwenden und dafür zu zahlen (der sog. "Entbündelungsstreit"), besteht das Ziel der IETF gerade darin, Übertragungsstandards so zu gestalten, daß sie unabhängig von konkreten Besitzständen, Marktanteilen und Patenten mit allen verfügbaren Transmissionstechniken funktionieren (RFC 1958). Die Kooperation unter den Konkurrenten gelingt nur, wenn auch technisch dafür Sorge getragen wird, daß kein Anbieter begünstigt und Monopolbildungen entgegengewirkt wird. Insgesamt spricht viel dafür, daß wir es hier mit einem neuen Kooperations- und Produktionsmodell zu tun haben, bei dem technische und organisatorische Innovationen wechselseitige Bedingung für einander sind.
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5 Unterschiedliche Innovationsmuster: Was man daraus lernen sollte | |
Die beiden Fallstudien über Innovationsstrategien in der
Automobilindustrie und im Computernetz Internet zeigen, daß in der
gegenwärtigen Krisensituation heterogene Tendenzen vorherrschen.
Während die Technikentwicklung in der Automobilbranche einen deutlich
inkrementalen Charakter aufweist, der darauf abzielt, die Kernelemente des
Automobils zu erhalten, finden in der traditionell durch nationale
Telefongesellschaften beherrschten Telekommunikationstechnik Umbrüche
statt, die nicht nur die Produktions- und Koordinationsformen, sondern auch die
Produkte selber betreffen. "Stagnovationsphänome", gekennzeichnet durch
ein Aufschieben grundlegender Modernisierungsprobleme, stehen Paradigmenwechsel
technischer und organisatorischer Natur gegenüber. Das eingangs vorgestellte theoretische Konzept zielt nicht darauf, konkrete Ursachen für die unterschiedlichen Innovationsmuster in der Automobilindustrie und dem Telekommunikationssektor anzugeben. Konzeptionelle Begriffe wie Leitbilder, Organisationskultur und Organisationslernen lenken unsere Aufmerksamkeit statt dessen auf die Rahmenbedingungen und Voraussetzungen, die die variierenden Formen von Technikentwicklung möglich machen. Allgemeiner ausgedrückt dient das theoretische Konzept als Instrument, um spezifische Modelle technischen Wandels identifizieren und in Bezug zu ihrer kulturellen und organisatorischen Umwelt setzen zu können. Diese Verschränkung technischer, kultureller und organisatorischer Elemente stellt den zentralen Aspekt unseres Forschungsansatzes dar. Indem technische Artefakte in ihrem Zusammenspiel mit gesellschaftlichen und organisatorischen Wahrnehmungen, Ideen und Traditionen betrachtet werden, soll sowohl technischer als auch sozialer Determinismus in der Erklärung technischen Wandels vermieden werden. Gemeinsam ist den Innovationstypen in beiden Technikfeldern, daß sie in gewachsenen, ja sogar politisch hochgradig regulierten Märkten stattfinden. Nicht nur der Automobilsektor, sondern auch die institutionelle Struktur der Telekommunikationsbranche setzt den beschriebenen Innovationen erhebliche Widerstände entgegen. Dies wirft natürlich die Frage nach den Gründen auf, die die Entstehung eines Computernetzes wie das Internet möglich machen, aber tiefgreifende Veränderungen in der Automobilität blockieren. Ohne erschöpfende Antworten darauf geben zu können, lassen sich doch aus den beiden Fallstudien zumindest einige Aspekte ableiten, die mögliche Bedingungen für die Durchsetzung technischer Innovationen bilden. Diese betreffen die Akteure des Wandels und das gesellschaftliche und politische Umfeld, in denen diese stattfinden. Wie beschrieben wurde das Computernetzwerk Internet nicht von den Organisationen entwickelt, die bislang für die Produktion internationaler Übertragungstechnik zuständig waren. Die Popularität des Internet entstand vielmehr gegen den Widerstand der etablierten Telekommunikationsindustrie. Mit anderen Worten unterscheidet sich das Innovationsverhalten der Telekommunikationsunternehmen nicht grundsätzlich von jenem der Automobilindustrie. Durchbrochen wurde die Tradition inkrementaler Innovationen durch die Formierung einer neuen Akteurskonstellation und damit einhergehend, der Herausbildung einer neuen Produktions- und Entwicklungskultur. Ihren Auftrieb und Erfolg bezieht dieses konkurrierende Entwicklungsmodell wiederum nicht allein aus der technischen Überlegenheit ihrer Produkte, sondern aus dem Umstand, daß die Nutzer sie wählen können. Anders als im Automobilbereich, wo die Wahlmöglichkeiten der Konsumenten auf wenige Elemente beschränkt sind und insbesondere zum Verbrennungsmotor keine Alternativen angeboten werden, stellt das Internet eine ernsthafte Alternative zum klassischen Briefverkehr und zum Telefon dar. Und der weltweite, die Telefonkommunikation streckenweise bereits überrundende Erfolg des Internet gründet in den Nutzungsentscheidungen der Konsumenten. Dies betrifft im übrigen auch die technischen Weiterentwicklungen im Bereich der Dienste des Internet. Das rasche Wachstum des WorldWideWeb läßt sich ganz wesentlich auf den Zuspruch der Nutzer zurückführen. Verallgemeinernd kann man sagen, daß die Präferenzen der Nutzer eine wichtige Ressource in der Durchsetzung weitreichender technischer und organisatorischer Innovationen darstellen können. Nutzer bzw. Konsumenten sind somit als Bestandteil der Akteurskonstellationen zu veranschlagen, die gesellschaftlich wünschenswerten Innovationen zum Durchbruch verhelfen. Ein weiterer Aspekt betrifft das gesellschaftliche und politische Umfeld, in das jeweilige Innovationsstrategien eingebettet sind. Die abnehmende Definitionsmacht der Telekommunikationsunternehmen in der Weiterentwicklung und Regulierung dieses Technikfeldes erklärt sich nicht allein aus dem Erfolg eines konkurrierenden Modells. Die Durchsetzung eines neuen Entwicklungs- und Koordinierungsmodells um das Internet herum trifft vielmehr zusammen mit einem allgemeinen Trend zur Deregulierung der Telekommunikationsbranche. Das Zerfallen der Monopolstruktur in vielen OECD-Staaten begünstigt die Neugründung kleiner Anbieter, die das vorhandene Leitungsnetz nutzen, um entweder klassische Dienste zu günstigeren Tarifen anzubieten, oder, wie im Falle des Internet, neue Nutzungsformen des Leitungsnetzes zu entwickeln. Das gesellschaftliche Interesse an neuen Kommunikationsformen und digital vermittelten Diensten trifft also zusammen mit einer politischen Bereitschaft zur Deregulierung eines einstmals staatlichen Sektors. Im Falle des Automobilsektors fehlen solche Rahmenbedingungen. Weder zeigen sich Akteurskonstellationen, die durchsetzungsmächtig genug wären, um alternative Antriebs- oder sogar Mobilitätskonzepte anzubieten, so daß sie für eine breite Nutzerschicht wählbar wären. Noch bestehen die politischen Voraussetzungen dafür, der Tendenz zur automobilen Monostruktur durch gesetzliche Mittel entgegenzuwirken. Dies führt zu den organisatorischen Aspekten technischer Innovationen. Man wird aus den jeweiligen Rahmenbedingungen, in denen sich die unterschiedlichen Innovationsstrategien entfalten, keine allgemeingültigen Handlungsempfehlungen ableiten können. Wohl aber läßt sich erkennen, daß die Durchsetzung von grundlegenden Innovationen im technischen wie im gesellschaftlich-organisatorischen Bereich nicht von singulären Faktoren abhängig ist. Technikentwicklung ist eingebunden in ein komplexes soziales Umfeld und ihr jeweiliger Verlauf spiegelt dessen Verfassung wider. Eindimensionale Schuldzuweisungen und Mangelbefunde, wie sie derzeit wieder en vogue sind, werden der weitreichenden sozialen und kulturellen Verankerung technischer Innovationsstrategien nicht gerecht. Selbstredend können die beiden zuvor diskutierten Fallstudien nicht beanspruchen, die ganze Komplexität und Vielgestaltigkeit jenes filigranen Zusammenhangs zwischen sozialen und technischen Entwicklungen zum Ausdruck zu bringen, in den die Organisationen in der angelaufenen Krise der Moderne eingebunden sind. Diese beiden Fallstudien repräsentieren keine idealtypischen Hauptentwicklungswege, sondern sie markieren vielmehr zwei Eckpunkte eines sehr breit gefächerten Spektrums unterschiedlicher und auch gegensätzlicher Muster, in denen soziale und technische Prozesse gegenwärtig ineinander verwoben sind. Bei der Suche nach tragfähigen und zukunftsweisenden Strategien der Krisenbewältigung können sich diese Markierungspunkte für Organisationen mindestens in zweierlei Hinsicht als hilfreich erweisen. Zum einen schärfen sie den Blick dafür, daß es keinen Automatismus zwischen technischen und organisationalen Innovationen gibt, und zwar weder in der einen noch in der anderen Richtung. Organisationale Innovationen entspringen den neuen Techniken nicht wie Pallas Athene dem Haupte des Zeus, und neue Organisationen sind kein Garant für die erfolgreiche Entwicklung und Anwendung neuer Techniken. Dies bedeutet im Hinblick auf die Breite und Tiefe der eingangs skizzierten Krise der Moderne, daß sich die Organisationen bei deren Bewältigung nicht primär und schon gar nicht alternativ entweder auf das eine oder das andere Innovationspotential stützen und darauf hoffen können, die jeweiligen "Rest"-Innovationen würden sich über kurz oder lang schon von selbst einstellen. Die Kernaufgabe, die die Organisationen bei der Krisenbewältigung zu lösen haben, besteht nicht schlechthin darin, technische oder organisationale Innovationspotentiale mehr oder weniger unabhängig voneinander zu entfalten, sondern sie systematisch miteinander zu verbinden und zu verschmelzen. Pointiert formuliert: Das eigentliche und bislang nur wenig erschlossene Innovationspotential liegt nicht in den technischen und organisationalen Neuerungen, sondern in deren Fusion. Diese Fusion stellt, wenn man so will, ein Innovationspotential zweiter Ordnung dar. Und die Fähigkeit, dieses Potential wahrzunehmen und zielgerichtet zu erschließen, dürfte zukünftig wesentlich darüber entscheiden, ob und inwieweit es Organisationen gelingt, tragfähige Strategien der Krisenbewältigung zu entwickeln. Zum anderen schärfen die beiden Fallstudien nicht nur den Blick für die bloße Existenz eines solchen Innovationspotentials zweiter Ordnung, sondern sie machen darüber hinaus auch deutlich, warum es notwendig und möglich ist, daß sich Organisationen weit mehr als bisher auf die Erschließung und Entfaltung dieses Potentials konzentrieren. Sicher haben Organisationen gegenwärtig vielfach noch die Chance, dieses Innovationspotential brach liegen zu lassen und seine zweifellos schwierige Erschließung zu umgehen. Beispielsweise dadurch, daß sie stagnovative Entwicklungspfade einschlagen und technische Innovationen nutzen, um traditionelle soziale Strukturen und organisationale Strategien zu stabilisieren und zu konservieren. Das Beispiel der Internetentwicklung zeigte jedoch, daß derartige Umgehungsversuche nicht nur langfristig, sondern unter Umständen auch sehr schnell und unversehens in Sackgassen enden können. Und zwar genau dann, wenn es andere, zumeist junge und nicht-etablierte Organisationen verstehen, technische und soziale Innovationen miteinander zu verbinden und dabei neue, unkonventionelle Wege einschlagen. Natürlich sind derartige Vorstöße in unbekanntes Terrain stets risikoreich, weil keineswegs sicher ist, ob und inwieweit sie dauerhaft von Erfolg gekrönt sein werden. Andererseits eröffnen sich dadurch für die Organisationen, die dies wagen, aber auch eine Vielzahl von Wachstums- und Aufstiegschancen, die auf den bislang bewährten Pfaden der Organisationsentwicklung nicht zu finden sind. Heute, am Ende dieses Jahrhunderts, wo sich die Grenzen dieser Entwicklungspfade zunehmend klarer abzeichnen, ist die Wahrnehmung und Nutzung dieser Chancen die vielleicht wichtigste Aufgabe, die die Organisationen lösen müssen, um die Krise der Moderne und die Herausforderungen des 21. Jahrhunderts erfolgreich zu bewältigen. Die Stagnovation in der Automobilindustrie und die gleichzeitige Innovativität im Telekommunikationssektor werfen die Frage nach den politischen Schlußfolgerungen auf, die sich aus den beiden Fallstudien ziehen lassen. Auf den ersten Blick scheint die offensichtliche Antwort im Rückzug der Politik zu liegen. Beweist die expandierende Telekommunikationsindustrie nicht, daß der Markt wesentlich innovativer ist als staatlich regulierte Wirtschaftsstrukturen? Leider scheint die Automobilindustrie das Gegenteil zu bezeugen. Trotz zunehmender internationaler Konkurrenz zwischen überwiegend privaten Unternehmen werden fundamentale Innovationen kollektiv verhindert. Mehr noch, technische Innovationen wie das Internet sind durch öffentliche Förderungsmittel entstanden. Der Zusammenhang zwischen Technikentwicklung auf der einen Seite und privater oder öffentlicher Regulierung auf der anderen Seite erweist sich also als komplizierter als der gegenwärtig so verbreitete Ruf nach Privatisierung suggeriert. Wie Schumpeter so überzeugend argumentierte, haben bahnbrechende Innovationen die Tendenz, etablierte Normen und Institutionen in Frage zu stellen, gleichgültig ob sie privater oder öffentlicher Natur sind. In diesem Zusammenhang lohnt es sich, auf das Unvorhergesehene am Erfolg des Internet hinzuweisen. Da niemand jemals plante, ein globales Netzwerk zu entwickeln, um nationalstaatliche Grenzen, Gesetze und Tarife zu unterlaufen, unternahm auch keine politische Instanz ernsthafte Versuche, seine Entwicklung und Nutzung zu kontrollieren. Das Internet entstand in einer Nische, und mehr als 20 Jahre waren nötig, bevor eine größere Öffentlichkeit Kenntnis von seinem Nutzen nahm. In diesem Sinne ist eine der Empfehlungen, die sich aus den beiden Fallstudien ableiten läßt, eine durchaus klassische: die Unterstützung neuer Ideen und Forschungsprojekte jenseits klar definierter und kurzfristiger Zielsetzungen - in kommerziellen und akademischen Organisationskontexten. Wie das Internet zeigt, gibt es ungeachtet der Restriktionen, denen die öffentlichen und privaten Budgets in vielen OECD-Staaten derzeit unterliegen, doch gute Gründe dafür, sich den Luxus von Nischenprojekten zu leisten.
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